Sicherheit

Toxizität

Es wurden kaum Nebenwirkungen bei Erwachsenen festgestellt, die Ergänzungen mit bis zu 2.000 mg Alpha-Tocopherol täglich einnahmen (sowohl bei synthetischem als auch bei natürlichem Alpha-Tocopherol). Die meisten Studien zu Toxizität oder Nebenwirkungen der Alpha-Tocopherol-Ergänzung dauerten nur Wochen bis zu einigen Monate, und Nebenwirkungen, die als Folge einer langfristigen Alpha-Tocopherol-Ergänzung auftreten könnten, wurden daher nicht speziell untersucht.

Die größte Gefahr bei der Einnahme von Vitamin E ist die Möglichkeit einer Beeinträchtigung der Blutgerinnung, was die Wahrscheinlichkeit von Blutungen bei bestimmten Personen erhöhen kann, und vorallem bei gleichzeitiger Einnahme von Antigerinnungsmitteln (Handelsnamen u. a. Marcumar, Falithrom, Warfarin, Heparin) beachtet werden muss. Das FNB (US-Behörde) setzte daher eine zulässige obere Aufnahmemenge (UL) für Alpha-Tocopherol-Ergänzungsmittel fest, die das Auftreten von Blutungen vermeiden soll. Der Verwaltungsrat des FNB war der Auffassung, dass 1.000 mg Alpha-Tocopherol am Tag in beliebiger Form (entspricht bis zu 1.500 IE an RRR-Alpha-Tocopherol oder 1100 IE all-rac-Alpha-Tocopherol) die höchste Dosis darstellt, bei der ein Blutungsrisiko bei fast allen Erwachsenen unwahrscheinlich ist (4).

Obwohl nur bestimmte Isomere des Alpha-Tocopherols in den Blutkreislauf gelangen, werden alle Formen von der Leber absorbiert und verstoffwechselt. Die Begründung, dass jede Form von Alpha-Tocopherol (natürliche oder synthetische) aufgenommen werden kann und somit berücksichtigt werden muss, ist die Grundlage für die obere Aufnahmemenge (UL), die sich auf alle Formen von Alpha-Tocopherol bezieht.

Viele Ärzte empfehlen, einen Monat vor geplanten Operationen hohe Dosen einer Vitamin-E-Ergänzung abzusetzen, um das Risiko von Blutungen zu senken. Frühgeborenene scheinen besonders anfällig für die negativen Auswirkungen einer Alpha-Tocopherol-Ergänzung zu sein, welche daher nur unter kontrollierter medizinischer Überwachung durch einen Kinderarzt verwendet werden sollten (67). Eine Ergänzung mit 400 IE Vitamin E täglich zeigte ein beschleunigtes Fortschreiten einer bestehenden Retinitis pigmentosa, die nicht im Zusammenhang mit Vitamin-E-Mangel steht (68). Darüberhinaus existiert eine kontroverse Meta-Analyse von Studien zu Vitamin E, nach der die Gesamtmortalität sich durch die Einnahme von Vitamin E erhöhen kann (69). Dies wird aber von weiteren Studien sogar bei Einnahmemengen von 800-2000 IE täglich nicht beobachtet (70-73), daher gibt es keinen Beweise, dass eine Einnahme von bis zu 800 IE Vitamin E täglich das Mortalitäts- oder Krankheitsrisiko erhöhen kann. Desweiteren sind Mängel im Entwurf vieler Studien zu Vitamin E zu nennen, wie eine ausschließliche Untersuchung der Gabe der synthetischen Form dl-Alpha-Tocopherol, sowie Faktoren wie eine niedrige oder unregelmäßige Dosierung, schlechte Compliance der Probanden, oder Einnahme von Multivitaminpräparaten in einigen Kontrollgruppen, sowie die Durchführung nicht krankheitsbezogener Studien an alten und gebrechlichen Patienten teilweise im Alter von über 80 Jahren. Auf alle diese Faktoren könnten negative Ergebnisse in Meta-Analysen daher ebenfalls zurückführbar sein.
 

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TABELLE: Tolerierbare Maximale Aufnahmemenge (UL) für Alpha-Tocopherol

Lebensstadium Altersgruppe mg/Tag (IE/Tag d-Alpha-Tocopherol)
Säuglinge 0 - 12 Monate nur aus der Nahrung
Kinder 1 - 3 Jahre 200 mg (300 IU)
Kinder 4 - 8 Jahre 300 mg (450 IU)
Kinder 9 - 13 Jahre 600 mg (900 IU)
Jugendliche 14 18 Jahre 800 mg (1.200 IU)
Erwachsene 19 Jahre und älter 1.000 mg (1.500 IU)

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Antigerinnungsmittel (Antikoagulantien)

Die Nutzung von Vitamin-E-Ergänzungen die Gefahr einer Blutung bei Personen vergrößern, die gerinnungshemmende Medikamente, wie Warfarin (Handelsnamen u.A. Coumadin, Marcoumar, Falithrom, Phenprocoumon) einnehmen, sowie thrombozytenhemmende-Medikamente wie Clopidogrel (Plavix), Dipyridamole (Persantin) und non-steroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) einschließlich Aspirin, Ibuprofen und anderer Enztündungshemmer. Außerdem sollten Personen unter Gerinnungshemmender Therapie und Personen, die einen Mangel an Vitamin K haben könnten, wegen erhöhter Gefahr eines Blutsturzes (4) keine Ergänzungen mit Alpha-Tocopherol ohne ärztliche Aufsicht einnehmen.

Vitamin E hemmende Medikamente

Eine Reihe von Medikamenten können die Absorption von Vitamin E hemmen bzw. die Aufnahme vermindern. Dazu zählen Cholestyramin, Colestipol, Isoniazid, Mineralöle, Orlistat, Sucralfat und der Fettaustauschstoff Olestra. Antiepileptika und krampflösende Mittel (wie Barbiturate, Phenytoin oder Carbamazepin), können die Blutspiegel des Vitamins E (4, 67) vermindern.

Cholesterinsenker (Statine, HMG-CoA-Reduktase-Hemmer)

Eine 3-jährige randomisierte kontrollierte Studie mit 160 Patienten mit dokumentierter ischämischer Herzkrankheit (CHD) und niedrigen HDL-Cholesterin-Blutwerten zeigte, dass eine Kombination des Cholesterinsenkers Simvastatin (Zocor) und Niacin die HDL-Werte erhöhen konnte und den Fortschritt der Verengung der Koronararterie aufhalten konnte sowie die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle vermindern konnte (74). Überraschenderweise führte eine Kombination der Behandlung mit Antioxidantien (1.000 mg Vitamins C, 800 IE Alpha-Tocopherol, 100 mcg Selen, und 25 mg Beta-Karotin täglich) zu einer Verringerung der schützenden Effekte. Allerdings beeinflusste in einer deutlich größeren randomisierten kontrollierten Studie mit Simvastatin in Kombination mit Antioxidantien (600 mg Vitamin E, 250 mg Vitamins C und 20 mg Beta-Karotin täglich) in mehr als 20.000 Männern und Frauen mit verengten Koronarartierien oder Diabetes, die Antioxidatinein-Kombination die schützenden Effekte der Simvastatin Therapie im Laufe einer 5-jährigen Beobachtungszeit nicht nachteilig (75). Diese widersprüchlichen Ergebnisse zeigen, dass weitere Forschung zu möglichen Wechselwirkungen zwischen einer Ergänzung mit Antioxidantien und cholesterinsenkenden Mitteln wie Statinen erforderlich ist.

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