Präexpositionelle Tollwut-Impfung: drei versus zwei Impfstoffdosen

Impfstoffe

In Deutschland sind drei Totimpfstoffe auf Basis inaktivierter Tollwutviren zugelassen: Rabipur®, Tollwut-Impfstoff HDC®, der nicht mehr zur Verfügung steht, und der neue Impfstoff Verorab®. Die Impfstoffe sind innerhalb einer Impfserie sowohl zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) als auch im Falle einer notwendigen Postexpositionsprophylaxe (PEP) miteinander kombinierbar.

Impfempfehlung für die Präexpositionsprophylaxe (PrEP)

Vor Reisen in Länder mit hohem Infektionsrisiko durch Hundetollwut sollten Reisende vorbeugend geimpft werden, wenn:

  • die ärztliche Versorgung vor Ort unzureichend ist
  • moderne Impfstoffe und Immunglobulin vor Ort nicht verfügbar sind
  • einfache Reise- und Aufenthaltsbedingungen oder Aktivitäten mit erhöhter Expositionsgefahr, wie z. B. Fahrradfahren, Laufen, gegeben sind.

Dies gilt auch bei Reisen in Länder mit moderatem Infektionsrisiko, wenn die oben genannten Punkte zutreffen, sowie bei Langzeitaufenthalten über 4 Wochen oder bei wiederholten Kurzreisen.
Bei einem vorhersehbaren Umgang mit Wildtieren in Ländern außerhalb von Westeuropa, Australien und Ozeanien sowie mit Fledermäusen weltweit (z. B. Höhlenforscher) wird eine PrEP ebenfalls empfohlen.

Präexpositionelle Impfschemata

Bei allen in Deutschland zugelassenen Impfstoffen besteht die konventionelle Präexpositionsprophylaxe aus drei Impfstoffdosen an den Tagen 0, 7, 21 oder 28.

Beide derzeit verfügbaren Impfstoffe sind bei immunkompetenten Personen auch für ein 2-Dosen-Schema (Tage 0 und 7) zugelassen (Rabipur und Verorab1). Die STIKO empfiehlt jedoch, dass in diesem Fall eine 3. Impfstoffdosis nach einem Mindestabstand von einem Jahr verabreicht werden sollte.

Für den Impfstoff Rabipur® besteht laut Fachinformation für immunkompetente Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren die Möglichkeit einer Schnellimmunisierung mit drei Impfstoffdosen an den Tagen 0, 3, 7.

Wichtig: Bei Kontakt zu einem tollwutverdächtigen Tier ist – unabhängig vom angewendeten Schema bei der PrEP (2- oder 3-Dosen-Schema) – eine Postexpositionsprophylaxe, bestehend aus 2 Impfstoffdosen an den Tagen 0 und 3 unbedingt notwendig.

Boosterfähigkeit

„Die präexpositionelle Impfung mit drei Impfstoffdosen führt zu einer Boosterfähigkeit, die Jahrzehnte, ggf. lebenslang anhält“, so STIKO und DTG in ihrer aktuellen Publikation. Boosterfähigkeit bedeutet, dass schnell eine ausreichende Immunantwort induziert wird, um die Erkrankung zu verhindern, wenn eine PEP notwendig wird. Sie stellt das Schutzkorrelat vor einer Tollwuterkrankung dar.

Ein Zwei-Dosen-Schema ist bei den Tollwut-Impfstoffen zugelassen, bleibt jedoch die Ausnahme und erfordert eine besonders sorgfältige Aufklärung der Reisenden.


Erstellt: 17.06.2024

Quellen:

  1. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) zu Reiseimpfungen in: Epidemiologisches Bulletin 14/2024 unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/14/Art_01.html
  2. Aktuelle Fachinformationen der Impfstoffe

1 Die Zulassung von Verorab® für dieses Schema erfolgte erst nach der Publikation des Epid. Bulletins 14/2024.

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