Neues zu FSME
Die diesjährige Zeckensaison hat begonnen, wie Hunde- und Katzenbesitzer und -besitzerinnen sicher schon bemerkt haben. Üblicherweise werden Zecken im März/April ab einer Temperatur von 7 bis 8 Grad Celsius aktiv und begeben sich ab Oktober/November in eine Winterstarre. Die Hauptaktivität der Zeckenart Ixodes ricinus ist in Zentraleuropa im April/Mai und September/ Oktober zu beobachten. Bei mildem Wetter dauert die Zeckenaktivität bis in die Spätherbst- und Wintermonate an, also quasi durchgehend.
Erreger
Die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandter Virusenzephalitiden gehören zur Familie der Flaviviridae. Weltweit gibt es drei relevante Virussubtypen, in Deutschland kommt der europäische Subtyp vor, der vor allem durch die Zecke Ixodes ricinus übertragen wird. Daneben gibt es auch einen fernöstlichen und einen sibirischen Subtyp, die in Europa im baltischen Raum und an der finnischen Küste sowie im asiatischen Raum vorkommen und dort von der Zecke Ixodes persulcatus übertragen werden. Tick-borne encephalitis (TBE) ist der englische Überbegriff für alle Virussubtypen; der deutsche Begriff „FSME“ bezeichnet die Erkrankung mit dem europäischen Subtyp. Die beiden bei uns verfügbaren Impfstoffe schützen gegen alle 3 Subtypen und sind daher auch bei Reisen in Gebiete mit anderen Virussubtypen anwendbar.
FSME -Gebiete
Das Robert Koch-Institut hat die FSME-Risikogebiete 2025 in Deutschland aktualisiert, wieder sind 3 neue Gebiete hinzugekommen, von denen 2 an bekannte Risikogebiete grenzen: In Bayern kommt der SK Augsburg und in Brandenburg der LK Elbe-Elster als Risikogebiete hinzu. In Bayern sind damit alle Kreise außer dem SK Schweinfurt als FSME-Risikogebiet eingestuft; in Brandenburg gibt es nun 5 Risikogebiete. Als 2. Kreis in Niedersachsen wird der LK Celle zum Risikogebiet. Somit sind aktuell 183 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
Die weltweiten Risikogebiete finden sich in der aktualisierten Karte im Epid. Bulletin 14/2025
FSME-Fälle 2024
Die Zahl der FSME-Fälle war 2024 besonders hoch. Dem RKI wurden insgesamt 686 FSME-Erkrankungen übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten (Stand: 15.1.2025). Dies entspricht einer Zunahme von 44 % gegenüber dem Vorjahreswert (478 FSME-Erkrankungen). Damit wurde nach 2020 mit 718 FSME-Erkrankungen nun ein zweiter Höchstwert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 erreicht. Bei 59 % der 2024 übermittelten Fälle wurde ein klinisches Bild mit neurologischen Manifestationen einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis angegeben, auch dies ist ein höherer Anteil als im Vorjahr 2023 (53 %), so das RKI. 3 Menschen starben an der FSME-Erkrankung.
Die durchschnittliche FSME-Inzidenz steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an. Auch schwere Krankheitsverläufe sieht man bei zunehmendem Alter häufiger. Daher sollten vor einem Aufenthalt in Risikogebieten vor allem auch Erwachsene und ältere Menschen auf den Impfschutz hingewiesen werden.
Präventive Schutzmaßnahmen
Zecken benötigen ausreichend Feuchtigkeit. Die typischen Lebensräume sind unter anderem lichte Wälder oder Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Gute Lebensbedingungen bieten auch Gärten und städtische Parks. Das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen kann helfen, Zeckenstiche zu verhindern, für einige Stunden schützen auch Repellents. Bei Zeckenbefall sollte die Zecke immer umgehend entfernt und die Wunde möglichst desinfiziert werden.
Das Absuchen des Körpers nach Zecken und deren schnelle Entfernung kann zwar häufig eine Borreliose verhindern, bietet jedoch keinen sicheren Schutz vor FSME. Denn während Borrelien meist erst nach Stunden übertragen werden, gelangen FSME-Viren bereits zu Beginn des Saugakts in den Menschen.
Wichtigste Schutzmöglichkeit in Risikogebieten ist nach wie vor die FSME-Impfung, sie bietet den zuverlässigsten Schutz, so das RKI. Die FSME-Impfung ist von der STIKO empfohlen für
- Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind (Indikationsimpfung)
- Personen, die durch FSME arbeitsbedingt gefährdet sind z. B. exponiertes Laborpersonal sowie Personen in Risikogebieten, z. B. Forstbeschäftigte und Exponierte in der Landwirtschaft (beruflich indizierte Impfung)
- Personen, die in TBE-Risikogebieten außerhalb Deutschlands zeckenexponiert sind (Reiseindikation, weitere Informationen im Epid Bull Ausgabe 14).
Die Grundimmunisierung soll möglichst mit dem gleichen Impfstoff durchgeführt werden, bei Auffrischimpfungen oder bei Impfstoffengpässen sind die beiden Impfstoffe aber austauschbar.
Im soeben erschienenen Epid. Bulletin 14 haben STIKO und DTG eine übersichtliche Tabelle der Impfschemata der beiden verfügbaren Impfstoffe zusammengestellt:
DTG und STIKO weisen darauf hin, dass in anderen Ländern Auffrischimpfungen unabhängig vom Alter der zu impfenden Personen im 10-Jahresabstand verabreicht werden. Es gibt Studiendaten, die für einen längeren Impfschutz sprechen.
Erstellt: 10.04.2025
Quellen:
- Epidemiologisches Bulletin 4/2025: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2025
- Epidemiologisches Bulletin 9/2025: FSME-Risikogebiete in Deutschland (Stand: Januar 2025)
- Epidemiologisches Bulletin 14/2025: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) zu Reiseimpfungen
- RKI-Ratgeber Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden (TBE, tick-borne encephalitis),Stand: 07.02.2025