Giftiger Monitor:

die gefährliche Chemikalie Phenol

(smog) Eine wissenschaftliche Studie des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz (BIA) in St. Augustin zeigt, dass fabrikneue Monitore zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Es können sowohl bei Röhren- als auch bei Flachbildschirmen giftige Gase entstehen. Bis zwei Wochen nach Aufstellen des neuen Gerätes liegt der Austritt über den Grenzwerten. Der schädliche Stoff ist Phenol, der das Erbgut schädigen und Krebs auslösen kann.

Röhrenbildschirme sowie moderne Flachmonitore seien bei ersten Analysen mit einem neuen Verfahren durch unnötig hohe Emissionen des Stoffes Phenol aufgefallen. Von acht getesteten 17-Zoll-Monitoren (vier Röhrengeräte, vier Flachbildschirme) lagen drei Röhrenmodelle deutlich über dem vom BIA vorgeschlagenen Grenzwert. Danach darf ein Gerät nicht mehr als 100 Mikrogramm Phenol pro Stunde an die Raumluft abgeben. Die Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) ermittelte deutlich höhere Werte: Ein Bildschirm stieß nach den ersten sechs Betriebsstunden 221 Mikrogramm Phenol pro Stunde aus. Ein anderer kam auf 146 Mikrogramm Phenol pro Stunde.

Nach Angaben der LGA können nicht nur Monitore, sondern auch Fernsehgeräte, Stereoanlagen, DVD-Player, Receiver und Ähnliches Phenol und andere flüchtige organische Verbindungen emittieren. Wie hoch die Phenolemissionen sind, hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab:

  • Qualität der Leiterplatten
  • Temperatur, die während des Gerätebetriebs auf den Leiterplatten entstehen
  • Anzahl und Größe der Leiterplatten
  • Luftaustausch des Gerätes mit der Raumluft
  • Alter des Gerätes (innerhalb der ersten Nutzungstage nehmen die Emissionen in der Regel deutlich ab).

Die Phenolemission von Röhrenmonitoren ist im Durchschnitt deutlich höher als die von TFT-Monitoren. Phenol ist aber auch ein sehr geruchsintensiver Stoff, den man schon in sehr niedrigen Konzentrationen wahrnimmt. Deshalb kann es unter ungünstigen Bedingungen bei manchen Geräten zu Geruchsbelästigungen kommen.

Phenol und seine Wirkung

Phenol steht nach EG-Recht und deutschem Arbeitsschutzrecht bisher nicht unter Verdacht, krebserregend zu sein. Die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der DFG hat die flüchtige organische Verbindung als möglicherweise krebserregenden Stoff eingestuft. Der stinkende Dampf löst bei empfindlichen Menschen Kopfschmerzen und Müdigkeit aus. Laut den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 905) vom Bundesamt für Arbeit und Sozialordnung besteht Anlass zu Sorge, dass Phenol das menschliche Erbgut verändert (Mutagenität).

Um beim Kauf eines neuen Monitors auf Nummer sicher zu gehen, sollte man auf das neue Zertifikat für „sichere, ergonomische und emissionsarme“ Geräte achten. Dazu müssen die Hersteller auf Ersatzstoffe umstellen.

Das Phenol (auch Karbolsäure, Hydroxybenzol) verursacht auf der Haut chemische Verbrennungen und ist ein Nerven-/Zellgift. Wegen seiner bakteriziden Wirkung wurde es früher als Karbolsäure als Desinfektionsmittel, aber auch in Seifen und Kosmetika eingesetzt, was teilweise heute mit Beschränkungen noch erlaubt ist. Es wurde auch zur Produktion von Drogen verwendet, als Unkrautvertilger und zur Synthetisierung von Kunstharzen.

Beim Einatmen der Dämpfe können folgende Symptome auftreten: Schleimhautreizungen, Atemlähmung, Delirien und Herzstillstand. Eine chronische Exposition über die Atemluft kann zu Nervenstörungen und Nierenschädigung führen. Ständiger Hautkontakt führt zur Kontaktdermatitis.

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 32, 2 – 2004)