Pilzvergiftungen: 'Massenmörder' Knollenblätterpilz

(smog) Die meisten Vergiftungen mit tödlichem Ausgang gehen auf den Verzehr von Knollenblätterpilzen zurück. Unter den Giftpilzen gilt Amanita phalloides, so der botanische Name des Grünen Knollenblätterpilzes, als wahrer "Massenmörder": 1946 starben etwa 50 Menschen in Berlin nach dem Verzehr des Lamellenpilzes. Aber auch der Weiße sowie der Kegelhütige Knollenblätterpilz verschulden jedes Jahr neue Todesfälle.

Die Giftstoffe des Knollenblätterpilzes sind besonders heimtückisch, da die ersten Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Dauerdurchfall erst vier bis zwölf Stunden nach der Mahlzeit auftreten. Verantwortlich für die enorme Giftigkeit des Knollenblätterpilzes sind bestimmte Eiweiße, die vornehmlich Leber und Niere angreifen.

Da die Eiweiße ringförmig aufgebaut sind, sind sie äußerst stabil und werden durch Kochen oder Braten nicht zerstört. Ein Gegengift ist bislang nicht bekannt. Selbst intensiv-medizinische Maßnahmen wie eine Lebertransplantation oder ein kompletter Blutaustausch können Patienten oft nicht mehr retten.

Aus diesem Grund dürfen nur diejenigen Pilze im Kochtopf landen, die der Sammler genau kennt. Bei der Bestimmung der vielfältigen Arten helfen Pilzbücher weiter. Dabei sollte der Pilzfreund einem modernen Bestimmungsbuch den Vorzug geben.

In älteren Pilzführern werden zum Teil noch Pilze als essbar deklariert, die mittlerweile als ungenießbar oder gar giftig gelten.

Ratsam ist es auch, seine Ernte einem zuverlässigen Kenner zu zeigen. In vielen Städten gibt es zudem geprüfte Pilzsachverständige, die dem Neuling weiter helfen.

Hinweis: Bei möglichen Vergiftungen durch Pilze sollte immer der Rat einer Giftnotrufzentrale eingeholt werden (bundeseinheitlich: Regionalvorwahl + 1 92 40; siehe auch Giftinformationszentralen in Deutschland.

Um eine schnelle Diagnose zu gewährleisten, sollten Reste der verspeisten Pilze oder Pilzabfälle zur Identifizierung mitgebracht werden.

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 30, Sonderausgabe „Pilze“ Juli 2002)