Frische Brise

- Umweltschutz mit Windenergie

(smog) Umweltschutz ist für die Deutschen das wichtigste politische Problem nach Arbeitslosigkeit (55 Prozent) und wirtschaftlicher Lage (20 Prozent). So das Ergebnis einer Emnid-Umfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes. Für 92 Prozent der insgesamt 2.018 Befragten ist Umweltschutz ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema.

58 Prozent glauben, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern, wenn wir so weitermachen wie bisher. Im Verhalten der Menschen schlägt sich diese Einstellung jedoch kaum nieder: So fürchten sich 59 Prozent der Deutschen vor Atomkraftwerken, es wird aber praktisch kein Ökostrom gekauft.

Trotz der Klagen über zu viele Abgase holt jeder zweite Bundesbürger seine Brötchen mit dem Auto. Und obwohl mehr als die Hälfte der Deutschen will, dass die Bundesrepublik in der europäischen Klimapolitik vorangeht, akzeptiert nur ein Viertel die Ökosteuer. Dies sind einige der Ergebnisse der Studie „Umweltbewusstsein 2004“.

Die Studie ergab ein klares Votum für den Ausbau der Windenergie. Dafür sprechen sich mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten aus. In allen Altersgruppen der unter 50-Jährigen wird die Windenergie weit besser bewertet, die über 50-Jährigen dagegen sehen die Windenergie skeptischer. Männer und Frauen beurteilen die Windenergie gleich.

Geschichte der Windkraft

Die Geschichte der Windnutzung ist beinahe so alt wie die Geschichte der Zivilisation:

Schon 3.000 vor Christus bauten die alten Ägypter die ersten größeren Segelschiffe. Mit ihnen transportierten sie Korn und Viehherden aus dem Nildelta flussaufwärts. Das starre Segel auf den Booten konnte allerdings nur bei Rückenwind genutzt werden.
Das änderte sich bald: Bewegliche Segel können bis heute so in den Wind gestellt werden, dass dieser schräg auf die Segelfläche trifft. Vor dem gewölbten Segel entsteht ein Unterdruck, der für den eigentlichen Antrieb sorgt. Mit dieser Technik lässt sich nicht nur schneller als der Wind segeln, sondern sogar gegen ihn.

Im 15. Jahrhundert entstanden die ersten hochseetauglichen Segelschiffe, mit denen die Europäer die Welt eroberten – wie bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahr 1492. Heute dienen Segelschiffe in erster Linie der Ausbildung des Offiziersnachwuchses auf so genannten Segelschulschiffen. Daneben hat sich das Segeln zu einer faszinierenden Sportart entwickelt.

Im siebten Jahrhundert begannen die Menschen, den Wind an Land zu nutzen: Zum Mahlen von Getreide. Die ersten Windmühlen entstanden in Persien und rasch auch in ganz Europa. Windgetriebene Flügel übertrugen die Windkraft auf mächtige Mahlräder im Inneren des Gebäudes, die die harten Getreidekörner mühelos zerkleinerten.

Der wohl bekannteste Mühlentyp entstand im 16. Jahrhundert: die Holländermühle. Sie besteht aus einem gemauerten Fundament, auf der ein meist hölzerner Aufbau, die Kappe, sitzt. An ihr ist das Mühlenrad befestigt. Das Besondere daran: Die Kappe ist beweglich und kann mit dem Wind gedreht werden. So lässt sich Wind aus jeder Richtung nutzen.

Seit dem 19. Jahrhundert wird die Windkraft auch zur Stromerzeugung genutzt. Das erste seriell gefertigte Windrad war die so genannte Westernmill, ein Rad mit kleinem Durchmesser auf einem hölzernen Gestell. Dieses Windrad konnte sich zur Stromerzeugung nicht durchsetzen, wohl aber zur Förderung von Grundwasser.

Die moderne Windkraftanlage wurde schließlich von dem dänischen Meteorologen und Ingenieur Poul la Cour erfunden. Sie funktioniert im Grunde wie ein Fahrraddynamo: Der Generator im Inneren der Gondel wandelt die mechanische Kraft des Windes in elektrische Energie um.

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Vorteile der Windenergie

Windenergie gehört zu den erneuerbaren oder regenerativen Energien, die nicht auf die Ressourcen der Erde zurückgreifen und somit als unerschöpflich gelten. Wind wird es auf der Erde geben, solange die Sonne existiert: Denn durch die unterschiedlich starke Erwärmung der Erde entstehen Zonen mit variierenden Luftdruckverhältnissen. Luft hat von Natur aus das Bestreben, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, und beginnt zu strömen. Diese Luftbewegung verspüren wir als Wind.

Die Windkraft hat sich in Deutschland als ein fester Bestandteil der Energieversorgung etabliert: Mitte des Jahres 2002 standen in Deutschland etwa 12.000 Windkraftanlagen, die zusammen eine Leistung von 10.000 Megawatt hatten.
Diese Anlagen erzeugen knapp 4 Prozent unseres Stromverbrauchs und ersparen unserer Atmosphäre rund 10 Millionen CO2 jährlich. Eine moderne Windkraftanlage hat eine Leistung von 1,5 Megawatt und einen Rotordurchmesser von etwa 65 Metern.

Windkraft ist umweltfreundlicher, auch wenn man die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und eine gewisse Lärmbelästigung durch die Rotorenbewegung in Kauf nehmen muss. Der Anblick von qualmenden Schornsteinen oder dampfenden Kühltürmen von Atom- oder Kohlekraftwerken ist auf der anderen Seite sicherlich noch weniger schön.

Weiterführende Links

www.initiative-energieeffizienz.de
Deutsche Energie-Agentur dena

www.umweltbundesamt.de
Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt

www.bmu.de
Bundesumweltministerium

www.bee-ev.de
Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE)

www.diw.de
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Literatur-Liste

Scharf: Drei Kraftwerke ließen sich einsparen, in: VDI Nachrichten, 24.11.2000;

Öko-Institut: Energiewende 2020, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), Berlin 2000;

Umweltbundesamt: Besser leben durch Umweltschutz, Broschüre. Berlin 2002;

Hirschl, Bernd; Hoffmann, Esther (2002): Zwei Jahre EEG – eine Erfolgsbilanz! IÖW untersuchte die Markt- und Kostenentwicklung erneuerbarer Energien, in: Ökologisches Wirtschaften 3-4 / 2002, S. 8 -9 (www.ioew.de)

Die Bundesregierung: Bericht über den Stand der Markteinführung und der Kostenentwicklung von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien (Erfahrungsbericht zum EEG), Juni 2002

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 32, 4 – 2004)