Blei bremst die Gedächtnisleistung

(smog) Der Umgang mit Blei kann auch noch Jahre später zu Gedächtnisproblemen und Lernstörungen führen, so das Ergebnis einer Studie an über 500 ehemaligen Chemiearbeitern.
Dr. Brian Schwartz von der Johns Hopkins School of Hygiene and Public Health in Baltimore: "Je höher der Bleiwert war, der bei den Arbeitern festgestellt wurde, desto größer war die Minderung der Gehirnfunktionen."

Die Chemiearbeiter hatten an ihrem Arbeitsplatz durchschnittlich acht Jahre mit Blei zu tun gehabt, der letzte Kontakt mit dem Schwermetall lag im Mittel 16 Jahre zurück. Als Verfahren zur Feststellung der Bleiablagerungen in den Knochen zogen Schwartz et al. die Röntgenfluoreszenzanalyse heran. Vier Jahre lang wurden die Chemiearbeiter beobachtet und die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe aus rund 100 Personen aus derselben Region, die jedoch nicht mit Blei in Berührung gekommen waren, verglichen.

Vor allem bei sprachlichen Gedächtnisleistungen, Lernaufgaben, beim visuellen Erinnern sowie dem Planungs- und Organisationsvermögen zeigten die Chemiearbeiter deutlich schlechtere Ergebnisse.

Auch wenn der Kontakt mit Blei schon mehrere Jahre zurücklag, schreitet die Wirkung auf das Gehirn fort, so Schwartz. "Einiges von dem, was wir immer 'normales Altern' genannt haben, könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Menschen Chemikalien oder anderen Wirkstoffen, die das zentrale Nervensystem befallen können, ausgesetzt waren", gibt Schwartz zu bedenken.

Stichwort „Blei“

(smog) Blei ist ein weiches, bei 327° C schmelzendes Metall und wird durch Verhüttung von Erzen gewonnen. In Staub- oder Dampfform oxydiert es in der Luft zu so genanntem Bleirauch.

Gefahrenquellen sind Arbeitsverfahren, bei denen Blei oder seine Verbindungen, insbesondere in Staub-, Rauch oder Dampfform auftreten. Dies kann zum Beispiel in Blei- oder Zinkhütten, beim Bearbeiten von metallischem Blei oder Bleilegierungen zutreffen.

Auch beim Umgang mit bleihaltiger Farbe, beim Schneiden oder Schweißen an mit Bleifarben gestrichenen oder verbleiten Teilen (beispielsweise beim Verschrotten, Abwracken) können Bleiverbindungen vom Körper aufgenommen werden. Gesundheitsgefahren bestehen auch bei der Herstellung bleihaltiger Glasuren, Emails, Dekors, Kristallgläser und bei der Verwendung von Bleiverbindungen als Stabilisatoren und Gleitmittel in der Kunststoffindustrie.

Der Umgang mit metallischem Blei, Bleirohren, Bleilettern, z. B. im graphischem Gewerbe, oder mit bleihaltigem Benzin an Tankstellen stellt dagegen kaum eine spezifische Gesundheitsgefahr dar.

Blei oder seine Verbindungen werden hauptsächlich über die Atemwege aufgenommen, seltener über den Magen-Darm-Trakt. Es wird als relativ stabiles Bleiphosphat in Knochen abgelagert (so genanntes Depotblei) und unter Umständen dort wieder mobilisiert. Auch eine vorübergehende Anreicherung in Leber, Milz und Nieren ist möglich. Die Ausscheidung erfolgt über Stuhl und Urin.

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 28, 1 – 2000)