Lücke in der Abwehr

Pneumokokken sind Bakterien; die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Streptococcus pneumoniae. Sie tragen zu ihrem Schutz eine Kapsel aus komplizierten Zuckermolekülen und umgehen mit dieser „Tarnkappe“ unser Immunsystem. Je nach Zusammensetzung der Zuckerschicht unterscheidet man 90 verschiedene Serotypen. Die Kapsel hilft den Bakterien, den Angriffen unserer Immunabwehr standzuhalten. Eine bestimmte Art von diesen Abwehrzellen, die Makrophagen oder Fresszellen, bekommen die Bakterien im wahrsten Wortsinn nicht zu fassen. Eindrücklich zeigen das mikroskopische Zeitrafferaufnahmen von Professor Ralf-Réné Reinert vom Nationalen Referenzzentrum für Streptokokken in Aachen. Außerdem sind andere Abwehrzellen zumindest bei kleinen Kindern noch nicht in der Lage, auf die Pneumokokken zu reagieren, wie es gesunde Erwachsene können. Im höheren Lebensalter lässt die Fähigkeit auch wieder nach.

Die Lücke in der Abwehr besteht also nicht immer, sondern in erster Linie in den beiden ersten Lebensjahren, im höheren Lebensalter sowie bei chronisch Kranken. So erschließt sich auch die Impfempfehlung der STIKO: Alle Kinder bis zwei Jahre werden geimpft, dann wieder alle Personen ab 60 Jahren. Dazu kommen diejenigen, die aufgrund anderer Leiden geschwächt sind: Diabetiker zum Beispiel, Patienten mit Abwehrschwäche oder chronischer Lungen-, Herz- oder Nierenkrankheit. Durch die Impfung werden Antikörper gebildet, die wie ein Schlüssel ins Schloss auf die Pneumokokken passen. Dadurch können nun auch die Makrophagen effektiv arbeiten und ihrer Aufgabe nachkommen: Nämlich der, die Bakterien „aufzufressen“.